Der Bitcoin als wichtigstes Krypto-Asset springt erstmals seit Langem wieder über die Marke von 30.000 Dollar. Das Comeback der Kryptowelt hängt auch mit dem Ausblick auf Zinsen, Inflation und dem Crash im Bankensektor zusammen.
Von Laura Eßlinger
Die Kryptofans haben es immer gewusst: Der Bitcoin (BTC) kommt wieder. Tatsächlich legt das nach Marktkapitalisierung größte Krypto-Asset gerade ein fulminantes Comeback hin: Seit Jahresbeginn stieg der Bitcoin-Kurs um gut 80 Prozent. Am 1. Januar war ein Coin nur noch 16.600 Dollar wert, inzwischen sind es wieder rund 30.000 Dollar.
Damit ist er zwar immer noch nur halb so viel wert wie bei seinem Allzeithoch Ende Oktober 2021. Damals stand der Kurs bei 60.600 Dollar. Doch das Kursfeuerwerk beim Bitcoin strahlt inzwischen auf den ganzen Sektor aus: Auch die zweitgrößte Kryptowährung Ether (ETH) machte einen ordentlichen Sprung und legte seit Jahresanfang um 74 Prozent zu. Themen-ETFs auf den Bitcoin oder die zugrundeliegende Blockchain-Technologie verzeichnen ebenfalls starke Zuwächse.
Kryptowelt erlebt Wiederaufstieg
Einiges spricht dafür, dass der Wiederaufstieg der Kryptowelt noch eine Weile anhalten dürfte. Und das, obwohl bzw. gerade wegen der jüngsten Bankenkrise in den USA, bei der mehrere Akteure der Kryptoszene enorm ins Straucheln geraten sind.
Ein Beispiel ist die Silvergate Bank. Sie war auf Kryptowährungen spezialisiert und musste am 9. März abgewickelt werden. Die Krypto-Bank spielte zwar für das allgemeine US-Bankensystem keine große Rolle, doch für die Kryptoszene war sie enorm wichtig. Über sie konnten Firmen Geld transferieren. Nach der Pleite der Kryptobörse FTX Ende 2022 allerdings zogen Kundinnen und Kunden massenhaft ihr Geld ab. Dazu kam, dass mehrere ihrer Firmenkunden ins Visier der Aufsichtsbehörden gerieten – darunter die nunmehr weltgrößte Kryptobörse Binance und die Kryptobörse Gemini, die inzwischen geschlossen wurde.
Bitcoin profitiert von Bank-Pleiten und Zinsausblick
Was zunächst bizarr wirken mag: Die Kryptowährungen profitierten ausgerechnet von den Turbulenzen am (Krypto-)Markt. Das Tal beim Bitcoin war spätestens am 10. März durchschritten. An diesem Tag ging die Silicon Valley Bank pleite, nachdem die US-Notenbank Fed übermäßig schnell die Zinsen angehoben, die Bank daraufhin zu langsam reagiert und die Fristentransformation verbaselt hatte.
Seither legte der Bitcoin fast ausschließlich zu – auch deshalb, weil sich Anlegerinnen und Anleger aus Sorgen vor der Stabilität des US-Bankensystems und einzelner Institute in alternative Anlageklassen flüchteten. Ein weiterer Faktor spielen die US-Inflationsdaten für März. Die Inflation ist mit zuletzt 5,0 Prozent besser ausgefallen als erwartet, was dem Bitcoin zusätzlichen Aufwind gab. Im Februar lag der Verbraucherpreisindex noch bei 6,0 Prozent.
ESG
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Der noch gewichtigere Grund für die Erholung des Bitcoin sind die Zinsen: Generell sind niedrigere Zinsen gut für die Kurse von Kryptofirmen und -währungen, weil Anleger dann risikoreicher agieren und investieren. Bei vielen Markteilnehmern und Kryptofans macht sich zunehmend die Hoffnung breit, dass die Notenbanken ihren Kampf gegen die Inflation verlangsamen und damit Zinserhöhungen schwächer ausfallen werden. Bei einer Zinswende erwarten viele Finanzakteure die nächste Kursrally, bei der sie dabei sein wollen – und dafür steigen sie bereits jetzt ein.
Fed dürfte Zinsen weiter anheben
Vor der nächsten Zinssitzung der Fed am 3. Mai könnte es dennoch noch einmal unruhig werden. Beobachterinnen und Beobachter rechnen damit, dass Fed-Chef Jerome Powell die Zinsen abermals um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 5,0 und 5,25 anheben wird. Es wäre die zehnte Erhöhung in Folge. Erst im Sommer gehen Analysten von einer Pause der Zinsanhebungen aus.
Ein Problem für die Kryptoszene allerdings bleibt: die geplante stärkere Regulierung. Die Politik treibt seit geraumer Zeit strengere Regeln für Cyberdevisen und die gesamte Branche voran. Die US-Börsenaufsicht SEC hat Kryptofirmen seit Längerem im Visier. Ihr Chef Gary Gensler will eine Großoffensive gegen mehrere Kryptoanbieter fahren und viele Kryptowährungen bzw. Token als Wertpapiere klassieren. Danach dürften einige Anbieter mutmaßlich gegen geltende Wertpapiergesetze verstoßen, was eine Konsolidierung des Marktes zur Folge hätte.
Klage gegen Kryptobörse Coinbase
Bereits jetzt läuft eine Klage der US-Behörde CFTC gegen die Kryptobörse Binance. Die Aufseher der SEC wiederum signalisierten Amerikas größter Kryptobörse Coinbase per sogenannter Wells-Benachrichtigung, dass sie Strafmaßnahmen plant. Von regulatorischen Schritten betroffen sein könnte auch die der Kryptowährung Ether zugrundeliegende Blockchain Etherum.
Durch eine schärfere Regulierung soll der Gefahr vorgebeugt werden, dass Krisen am Kryptomarkt auch das traditionelle Finanzsystem infizieren. Ein schwierigeres Umfeld für Kryptofirmen könnte jedoch die Aufholjagd bei den Kursen bremsen – oder sogar wieder umkehren.
Hinweis der Redaktion: Dieser Text ist zuerst bei CAPITAL erschienen.
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Author: William Kelley MD
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