Herr Dr. Riedl, was ist dran am „Cholesterin-Mythos“? Erhöht Eierkonsum die Cholesterinwerte und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt?
Die Vorstellung, dass das Cholesterin in den Eiern automatisch den Spiegel erhöht, hat sich als falsch erwiesen. Es gibt Menschen, bei denen bleibt der Cholesterinspiegel konstant, auch wenn sie Eier essen. Bei anderen steigt der Spiegel leicht, bei wieder anderen sinkt er. Es kommt viel mehr darauf an, wie unser Cholesterinspiegel reguliert wird, also ob wir sonst gesund leben. Gewichtsreduktion, Sport, pflanzenreiche Ernährung und gute Fette – das sind die bestimmenden Faktoren, um den Cholesterinspiegel positiv zu beeinflussen.
Wie viele Eier darf man denn essen?
Ein bis zwei Eier pro Tag sind ok, nicht nur zum Osterfest. Wer allerdings das Klima schützen will, der isst nur ein Ei pro Woche.
Wie meinen Sie das?
Die EAT-Lancet-Kommission, der Klimaforscher:innen und Ernährungswissenschaftler:innen angehören, hat einen Speiseplan entwickelt, der uns Menschen einerseits gesund halten soll, anderseits aber die Erde und Ressourcen auch schützen soll. Empfohlen wird von diesen Expert:innen ein Ei pro Woche.
Zwischen einem Ei pro Tag und einem pro Woche liegt ja schon eine große Diskrepanz. Was nun?
Es kommt auf eine ausgewogene Ernährung an, Eier sind ja nur ein kleiner Bestandteil. Wer zu viele Eier isst, verdrängt damit viele andere gesunde Lebensmittel vom Speiseplan und das wollen wir nicht.
Was könnte passieren, wenn man zu viele Eier isst?
Eier machen sehr satt. Das heißt, es könnte sein, dass weniger Ballaststoffreiches gegessen wird. Das wiederum kann zu Verstopfung führen.
Woran liegt es, dass Eier so satt machen?
In Eiern stecken Aminosäuren, also Proteine. Und Proteine sättigen grundsätzlich mehr als Fette. Das Positive an dem Sättigungseffekt: Er hält lange an. Wer den Versuch macht und mal zwei Eier zum Frühstück isst, wird merken, dass er danach ungefähr fünf Stunden satt ist. Wer also Eier isst, „snackt“ weniger zwischendurch.
Welche gesunden Effekte haben Eier noch?
Eier liefern uns vor allem hochwertiges Eiweiß, das gut verdaulich ist. Es stecken außerdem Spurenelemente drin – im Eiklar Natrium und Kalium, im Eigelb Kalzium, Phosphor und Eisen sowie etliche Vitamine, A und D zum Beispiel. Bio-Eier enthalten zudem mehr Omega-3-Fettsäuren als konventionelle Eier.
Können auch Menschen mit Diabetes bedenkenlos Eier essen?
Natürlich. Was wollen wir denn beim Diabetes erreichen? Konstante Blutzuckerwerte! Was den Glukosespiegel erhöht, sind die Kohlenhydrate und nicht das Eiweiß. Zwar können Proteine, wenn man sie in großen Mengen verzehrt, den Blutzucker ansteigen lassen. Wer aber Eier in Maßen isst, kann diese beim Berechnen der Insulindosis vernachlässigen. Darüber hinaus hat Eiweiß einen positiven Effekt auf die Bauchspeicheldrüse.
Welchen denn?
Auch Eiweiß fördert die Ausschüttung von Inkretin-Hormonen. Diese werden im Magen-Darm-Trakt gebildet und unterstützen die Bauchspeicheldrüse bei ihrer Arbeit. Deshalb können Eier den Blutzucker sogar stabilisieren, wenn man es nicht übertreibt. Zusätzlich wird durch die Inkretine ans Gehirn gemeldet: Du bist satt. Wenn man also mit einem Ei zum Frühstück das Marmeladenbrötchen einspart, hat man hinterher bessere Blutzuckerwerte.
Ist es egal, ob man Eier weich oder hart gekocht, als Rührei oder Spiegelei zu sich nimmt?
Ja, das ist spielt keine Rolle – so lange die Eier nicht aus Schokolade sind.
An Ostern schlemmen wir – nicht nur Eier. Wie kriegen wir eine ausgewogene Ernährung an den Feiertagen hin?
Eier lassen sich wunderbar mit anderen Lebensmitteln kombinieren. Sie passen zum Beispiel zu Salaten, so bekommen wir auch Vitamine und Ballaststoffe auf den Teller. Zusammen mit pflanzlichem Eiweiß, das beispielsweise in Kartoffeln oder Nudeln steckt, wird die Eiweißaufnahme zudem erhöht. Das hängt damit zusammen, dass verschiedene Eiweißarten vermengt, also das tierische Eiweiß aus dem Hühnerei und das pflanzliche Eiweiß aus Kartoffeln, Dinkel und so weiter, vom Körper besser verwertet werden können. Das kommt unseren Muskeln und Knochen zu Gute und unserem Immunsystem.
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Author: Sharon Espinoza MD
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